weiz.naturfreunde.at

Über 100 Jahre Raabklammweg

Ein geschichtlicher Rückblick aus Sicht der Naturfreunde Weiz

Nachforschungen in unserem Ortsgruppenarchiv haben für die Anfangszeit der touristischen Erschließung der Raabklamm leider kein Ergebnis geliefert. Aus alten Zeitungen erfährt man aber dennoch einige Eckdaten zu den Anfängen des Raabklammweges (heute Wanderweg Nr. 765 durch die Große Raabklamm).

 

1903: Durch den bisher unzugänglichen Teil der Raabklamm hat der Steirische Gebirgsverein in Graz, unterstützt vom Marktverschönerungsverein Weiz, einen Steig angelegt, welcher am 4. Oktober feierlich eröffnet wurde und nach der Gattin des Elektrizitätswerkbesitzers und späteren Elin-Gründers Ing. Franz Pichler, Ernestinensteig genannt wurde (damit war wohl der Wegabschnitt Gutenberg - Buchbauersteg - Fürstenmühle gemeint). Beginnend bei der Herrschaftstaverne in Gutenberg "... führte der Raabklammweg bald hoch über der Klamm bald knapp am Raabufer entlang, auf schmalen Pfaden und zahlreichen (bis zu 20) Stegen nach Arzberg."

 

1904: "Der Ernestinensteig ist gut begangbar. Der Steirische Gebirgsverein ließ einen neuen Brückensteg herstellen, um die frühere etwas steilere Strecke vor der Fürstenmühle entbehrlich zu machen."

 

1906: wurde die Naturfreunde Ortsgruppe Weiz gegründet. Ob die Naturfreunde in dem Zeitabschnitt bis zur Vereinsauflösung durch die Nationalsozialisten (1936) beim Bau und der Erhaltung des Raabklammweges mitgewirkt haben, ist nicht überliefert.

Wir nehmen das aber stark an, denn schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg hat die wiedergegründete Naturfreunde Ortsgruppe Weiz zusammen mit der ÖAV Sektion Graz St. G. V. mit den Arbeiten in der Raabklamm begonnen.

 

1910: Ein schweres Hochwasser, verstärkt durch Verklausungen, forderte im Mai dieses Jahres viele Todesopfer unter den Arbeitern, die beim Bau einer Wasserkraftanlage für das Elektrizitätswerk Pichler beschäftigt waren.

 

1911: Wiedereröffnung der Raabklamm nachdem das verheerende Hochwasser 1910 auch sämtliche Stege, die sich zwischen Gutenberg und Arzberg befanden, fortgerissen hatte. Durch eine verbesserte Anordnung wurden von früheren 17 Stegen 14 neu aufgestellt.

 

Schwere Hochwässer sind in der Gemeindechronik Arzberg auch für die Jahre 1916 und 1937 verzeichnet.

 

1931: Der Steirische Gebirgsverein dankte im Rahmen einer Jubiläumsfeier Herrn Vinzenz Scheipl, Besitzer des bekannten Gasthauses "Zur Raabklamm" in Arzberg, "... daß er sich stets für die von vielen Wetterkatastrophen arg heimgesuchten Steige und Stege durch die Raabklamm sorgte."

 

1935: wurde der Steirische Gebirgsverein dem Deutschen und Österreichischen Alpenverein eingegliedert.

 

1946: Wegen des Hochwassers 1937 und der "Verwaisung" im Zweiten Weltkrieg war der Raabklammweg nicht mehr begehbar und gesperrt. Zusammen mit der ÖAV Sektion Graz (OG Weiz) begann die wiedergegründete Naturfreunde Ortsgruppe Weiz unter dem Obmann Erich Thaler mit der "Wiederbegangbarmachung" der Raabklamm.

 

1949: Am 24. Juli fand im Rahmen einer größeren Feier in Arzberg die Übergabe der fertiggestellten Steg- und Weganlagen durch die Raabklamm statt. Dabei wurden auch geführte Wanderungen vom Jägerwirt über den Ernestinensteig nach Arzberg angeboten.

"Eine Arbeitsgemeinschaft der Ortsgruppe Weiz des Touristenvereines >Die Naturfreunde< und des Österreichischen Alpenverein hat die in den Jahren zuvor gänzlich vernachlässigten und verfallenen Stege und Wehranlagen durch die Raabklamm wieder gangbar gemacht."

 

1970: Mit Verordnung der Steirischen Landesregierung wurde die Raabklamm zum Naturschutzgebiet VII erklärt.

Alpenverein und Naturfreunde haben gemeinsam anfallende Reparaturarbeiten im Naturschutzgebiet Raabklamm durchgeführt (AV die Stege, NF die Wege) und gemeinsam von 1970 bis 1971 in vielen mühevollen Arbeitstagen einen Lehrwanderweg eingerichtet.

 

1971-1972: Herausgabe "Der Naturlehrpfad durch die Raabklamm (Landschaft - Pflanzen - Tiere)" durch die Naturfreunde Steiermark und der Alpenvereinssektion Graz St. G. V.

 

1972: Ein großes Hochwasser hat am 23. Juni innerhalb einer einzigen "Unwetterstunde" fast alles zerstört was zuvor von den Idealisten der Alpinvereine an Wegen und Stegen angelegt wurde.

Prof. Leopold Farnleiter schrieb damals: "... Bis wann die Raabklamm in ihrer gesamten Ausdehnung wieder begehbar wird ist nicht abzusehen. Der Steig wird auf jeden Fall in der Anlage abgeändert werden müssen, soll er auch Fluten überdauern, wie sie diese die Jahrhundertmarke überstiegene dieses heurigen Junitages war. Die Arbeitsgruppe des ÖAV und der Naturfreunde ist mit Eifer dabei, die Voraussetzungen hierfür zu schaffen; die Aufgaben übersteigen aber bei weitem die Kräfte."

So richtete man damals auch ein Unterstützungsgesuch an das Bundesheer.

 

Über 1700 Stunden wurden zwischen 1972 und 1973 alleine von den Weizer Naturfreunden an ehrenamtlich geleisteten Arbeiten verzeichnet, um die Weganlagen in der Raabklamm wieder herzurichten. Aber auch Alpenverein und Bergrettung leisteten einen großen Beitrag.

 

1973: "Bald im Frühjahr fand sich die ständige Arbeitsgruppe der freiwilligen Helfer, die durch Josef Aichinger, Josef Neumeister, Rupert Portugaller, Fritz Reibmüller, Gustav Scholze und Ing. Franz Waldeck erweitert wurde, zum Weiterbau in der Klamm ein. Angeleitet von Josef Sekla ging's nun an den Bau des Hangsteges, damit einmal der Wanderweg von Arzberg bis Dürntal gangbar sei. Hans Schweinegger d. J. übernahm den Bau des völlig neu zu errichtenden Schreysteges. Kaum waren die ersten Staffeln an die Träger des Hangsteges geschraubt, erblickte man am folgenden Arbeitsmorgen eine recht neugierige Gemse das Gerüst beäugend überschreiten ... Sie gab der Felshangquerung den Namen: Gamswandsteg. Einen Beinamen verdiente der Bau freilich auch - den unermüdlichen Arbeitskräften nach - Pensionistensteg."

 

Die erste öffentliche Begehung des Raabklammweges und eine formalitätenfreie Eröffnung fand am Sonntag dem 22. Juli 1973 auf Einladung der alpinen Vereine statt.

Dazu ein Auszug aus dem Nachrichtenblatt der ÖAV Sektion Graz (1973, Nr. 4): "Mehr als 70 Wanderer waren am 22. Juli 1973 der Einladung zur ersten öffentlichen Begehung des Raabklammweges gefolgt, der im Juni 1972 durch Hochwasser völlig zerstört wurde. Leopold Farnleitner begrüßte in Arzberg Bgm. Schweiger und die Wandergruppen des Österreichischen Alpenvereins und der Naturfreunde. Die beiden alpinen Vereine betreuen gemeinsam den Naturlehrpfad, dessen Wiedererrichtung über 2000 freiwillige Arbeitsstunden beanspruchte. Der Sachschaden von 140.000 Schilling wurde behoben; neu gebaut wurden im Mittelteil der Haselbachsteg und der Leo-Gang, im weiteren führt der Steig völlig neu trassiert über die Uhu-Wand wieder ans Raabufer. Der Gamswandsteig ist jedoch das Meisterstück dieses neuen Weges, dessen Gesamtbauleitung bei Josef Sekla lag. Die Gemeinde Arzberg errichtete auf ihre Kosten den Schreisteg. Für eine Variante wird der Lehbauernsteg noch gebaut. Für die alpinen Vereine dankten Naturfreunde-Obmann Josef Kalcher Weiz und ÖAV Gebietswart Walter Hofmann ..."

 

1979: Ein Jahrhunderthochwasser extremsten Ausmaßes richtete am 3. August schwerste Schäden an. Ein Arbeiter der Fa. Pichler-Werke fand in den Fluten den Tod.

Die Stege und die meisten Weganlagen in der Nähe des Bachbettes wurden völlig zerstört oder vermurt.

 

1980: schrieb Obmann Kalcher: "Weizer Naturfreunde setzten den Raabklammweg wieder instand: Seit Samstag, dem 14. Juni 1980, ist die seit 3. August 1979 total zerstörte Weganlage durch die Raabklamm wieder begehbar.

Dank der Hilfe der Gemeinden, vieler Geldspender, der Forstverwaltung Gutenberg und den Pionieren des Bundesheeres kann man nunmehr Arzberg wieder trockenen Fußes erreichen.

Lediglich der den Pichler Werken zugehörige Übergang bei der Wehranlage und der Haselbachsteg sind noch nicht errichtet bzw. repariert. Wir hoffen aber, daß Herr Kommerzialrat Ing. Pichler die Reparatur des Wehrsteges in Kürze veranlassen wird. Der Haselbachsteg wird Ende Juni durch die Pioniere des Bundesheeres errichtet werden.

Alle übrigen Weg- und Steganlagen (mit Ausnahme des erst später errichteten Lehbauersteges) wurden durch die freiwilligen Helfer der Weizer Naturfreunde wieder hergestellt. Unter der Bauleitung von Gustav Scholze (78 Jahre) arbeiteten an mehreren Tagen Franz Auer, Josef Neumeister, Josef Fladerer, Bertram Kalcher, Erich Pregartner, Johann Siebenhofer, Martin Taschner, Fritz Ziesler und Sepp Kalcher in der Klamm.

Der Schreysteg, Nähe Arzberg, wurde durch Pioniere des Bundesheeres errichtet.

Derzeit kann man vom Jägerwirt kommend bis knapp zur Wehranlage, von dort über Grünbichl nach Haselbach wieder in die Raabklamm absteigen und über Uhuhwand und Winkelsteg nach Arzberg bzw. umgekehrt wandern.

Da durch das Hochwasser einige nicht reparierbare Gefahrenstellen entstanden, ist das Begehen für Kinder unter 12 Jahren und ältere, nicht schwindelfreie Personen nicht ratsam."

 

1995: Die durch Steinschlag sehr sanierungsbedürftige Galerie (Gamswand- bzw. Pensionistensteg) wurde mit Hilfe des Bundesheeres neu errichtet.

 

1998: Wegen starken Sturmschäden wurde der "Uhuwandsteig" über Tobel und Winkelsteg einvernehmlich zwischen den Alpinvereinen und den Raabklammgemeinden aufgegeben. Der Steig wurde gesperrt und der Leo-Gang beim Haselbachsteg entfernt. Einerseits waren die Kosten für die Sanierung zu hoch und andererseits aus Naturschutzgründen, da der Uhu in diesem Abschnitt wieder nachweisbar horstete. Der Steig über die Uhuwand war seit dem Bau des Lehbauersteges nur mehr eine Nebenvariante des Raabklammweges im Abschnitt zwischen dem Haselbachsteg und der Buchau (Aufgang nach Dürntal).

 

1999: Wegen erhöhter Steinschlaggefahr musste der Galeriebereich gesperrt werden. Dadurch wurde auf Initiative der Gemeinden Arzberg und Naas der Bau von 2 neuen Stegen nötig.

 

2005: Ein Jahrhundert-Hochwasser richtete wieder schwere Schäden an.

 

2007: Am 1. Mai erfolgte die feierliche Eröffnung von vier neuen, hochwassersicheren, stählernen Raabklammstegen: Schreisteg, Naaser-, Weizer- und Stoffmühlesteg (letzterer in der Kleinen Raabklamm). Die Organisation und Bauleitung oblag den Naturfreunden Weiz und unserem Obmann Heinz Bareuther. Dieser bedankte sich beim Land Steiermark für die Übernahme von zwei Drittel der Kosten durch den Katastrophenfond. Der Rest wurde unter den sechs Raabklammgemeinden aufgeteilt. Unterstützung gab es auch durch Alpenverein, Naturfreunde, Berg- und Naturwacht, Tennisverein u. a.

 

2014: Neubeschilderung der Großen Raabklamm: Über 70 gelbe, international genormte Wanderweg-Schilder wurden entlang des Wanderweges Nr. 765 durch die große Raabklamm zwischen Arzberg und Jägerwirt, sowie auch an verschiedenen Einstiegsstellen und Zugängen, von unserer Ortsgruppe ehrenamtlich geplant und errichtet. Ein Großteil der Anschaffungskosten wurde dabei von den Naturfreunden Steiermark aufgebracht. Den Rest übernahmen die Raabklammgemeinden.

 

Ein Fotobeitrag über die Große Raabklamm
Weitere Informationen

Kontakt

Naturfreunde Weiz
  • Heinz Bareuther
  • 03172/6555 oder 0664/1600951
  •  
  • Franz Pichlerstraße 2
    8160 Weiz
ANZEIGE
Angebotssuche